Aug. 4, 2007 | Stahlecker Notizen
Motivation
Die Kunst der Ausbildung besteht darin, das Pferd zu motivieren, dem Reiter das, was er sich wünscht, anzubieten. Es ist falsch, das Pferd die Piaffe zu lehren. Eine schwierige Lektion soll man nicht direkt angehen! Um sie zu bekommen, ist es besser, sich auf Kleinübungen zu beschränken, die zu ihr hinführen. Es genügt, dem Pferd die Piaffe nahe zu legen und dies, indem man von mehreren Seiten kommt.
Die schöne Burg, die man erobern will, darf man nicht stürmen und durch Beschießen beschädigen. Es ist besser, sie zu belagern!
Juli 22, 2007 | Stahlecker Notizen
Weshalb gibt es in keiner Dressurprüfung die ganze Schrittpirouette?
Ein deutscher General hat sie abgeschafft, sie sei sinnlos! Man brauche die doppelte Kehrtwendung nicht. Wenn man sie wolle, sei es besser, den Soldaten – oder das Pferd – einfach stehen zu lassen, wie es schon steht.
Bis heute ist niemand auf die Idee gekommen, die alberne Instruktion zu korrigieren! Was in den Köpfen drin ist, bleibt für immer drin.
Juli 18, 2007 | Stahlecker Notizen
Der Perfektionist
Der Perfektionist macht leicht den Fehler, die kleinen Fehler seines jungen Pferdes zu korrigieren. Er macht es damit konfus. Weil die kleinen Fehler zahlreich sind, korrigiert er unterbrechungslos.
Der Ausbilder muss bei Grenzfällen abwarten können und beide Augen zudrücken. Glücklicherweise korrigieren sich viele Fehler von selbst.
Juli 18, 2007 | Stahlecker Notizen
Fehlerfreiheit
Auf Fehlerfreiheit keinen großen Wert legen! Durch fortgesetzes Korrigieren macht man den Glanz kaputt! Bei sinnvoller Programmgestaltung verschwinden die meisten Fehler wie von selbst.
Beispiel: Beim fliegenden Galoppwechsel springt das Pferd nicht sauber durch. Es zieht nach. Dies nicht durch x-mailiges Wiederholen verbessern wollen! Vernünftiger ist es, dann einfache Wechsel in ganz kurzen Intervallen zu üben. Dabei verbessert sich der Galopp, was dem fliegenden Wechsel zu Gute kommt.
Juli 13, 2007 | Stahlecker Notizen
Weshalb hat der HSH-Schulzaum keinen Mittenring? – Vorbereitung des Pferdes für die Leinenarbeit
Diese Frage wird mir immer wieder gestellt. Zunächst ist festzustellen, dass die Kappzäume der barocken Meister ohne den mittigen Ring waren. Sie sahen wohl keinen Bedarf. So geht es mir auch.
Der erst später hinzugekommene Ring hat den alleinigen Zweck, ein wenig Zeit zu sparen. Beim Handwechsel muss man nicht mehr umschnallen.
Diesem kleinen Vorteil steht jedoch ein gravierender Nachteil entgegen: Wenn das Pferd heftig zieht, was bei einer Remonte leicht vorkommt, besteht die Gefahr, dass sich der Zaum verdreht. Der Zug wirkt als Drehmoment! Zu spät stellt der Longierende fest, dass der Kopfriemen gegen das äußere Auge drückt. Weil dies weh tut, zieht das Pferd noch mehr; so sehr, dass es zu Verletzungen kommen kann!
Wenn man dagegen gemäß HSH-Regeln die Longe in den inneren Seitenring einschallt, gibt es kein Drehmoment. Das Pferd kann noch so heftig ziehen; der Zaum behält seine korrekte Lage bei. Er kann sich nicht verdrehen.
Ein weiteres Argument kommt hinzu: Schon nach einigen Tagen Handarbeit ist es von Vorteil, die Leine durch den Seitenring hindurch zu ziehen und sie in den außenseitigen Bügelhalter des Sattels einzuhängen.
Der auf den HSH-Zaum wirksame Zug ist dann in seiner Richtung gemäß meiner Skizze günstig verändert.
Dem Pferd wird so besser schmackhaft gemacht, Hals und Kopf nach innen zu nehmen. Es spürt dazuhin die am Hals anliegende Leine. (Eine zukünftige Hilfe!)
Ein wiederholtes kurzes Annehmen der Leine genügt zumeist, um im Laufe einiger Reprisen das Pferd annährend in die gewünschte Innenstellung zu bringen.
So betrachtet führt eine entfallende Bequemlichkeit zum Zwang, das Richtige zu tun. Der „Faulenzerring“ führt in die falsche Richtung!
Achtung! In diesem ersten Stadium der Ausbildung ist eine perfektionistische Denkweise fehl am Platz! Es ist viel besser, sich mit der Andeutung einer gewünschten Haltung zu begnügen. Die guten Andeutungen werden sich wie von selbst vermehren und verlängern.
Im Übrigen ist immer die Natur das beste Vorbild. Wo ist sie perfekt? Nirgendwo! Sie tut im Gegenteil alles, um niemals ganz perfekt zu sein. Hierauf beruht ihr ewiger Wandel!
Beim nächsten Ausbildungsschritt kommt zur Angewöhnung die Außenleine dazu. Sie verläuft anfänglich vom äußeren Ring des HSH-Schulzaumes über den Widerrist zur linken Hand des Ausbilders und soll fast wirkungslos sein.
Bei Pferden, die den Hals tief tragen, ist es angezeigt, diese mittels eines Sporenriemchens, das man geschlossen in den inneren Bügelhalter des Sattels einhängt, gegen ein Verrutschen entlang des Halses abzusichern.
Nächste Stufe:
Man wirft, wie versehentlich, die nicht mehr gesicherte Außenleine über die Kruppe und kommt so zur eigentlichen Arbeit mit der Doppel-Leine.
Am ersten Tag – keine Übung verlangen! Sich damit begnügen, dass das Pferd die um seine Hinterschenkel herumgelegte Leine duldet. Wichtig ist dabei die Sollbruchstelle des Sporenriemchens, mit dem sie im Seitenring des Schulzaums eingeschnallt ist. Man muss zur Sicherheit immer damit rechnen, dass das Pferd wegspringen könnte! Dann soll die Leine reißen, bevor ein Schaden entsteht!
Merke: Je kleiner die Lernschritte, desto kleiner das Risiko, dass es zu Irritationen kommt.
Mai 3, 2007 | Stahlecker Notizen
Sind durchhängende Zügel fehlerhaft?
Bei Dressurprüfungen kann es vorkommen, dass durchhängende Zügel negativ bewertet werden. Ohne Zweifel geht es um eine Grundsatzfrage. Man hüte sich, sie vorschnell zu beantworten. Eine nähere Betrachtung ergibt Folgendes:
Alte Stiche
Es fällt auf, dass sich die alten Meister, auf die wir uns berufen, geradezu darin gefallen haben, die Zügel ein wenig durchhängen zu lassen. Auf alten Stichen sind straffe Zügel selten. Dasselbe gilt für alte Reiterstandbilder, einen Heerführer oder Monarchen mit straffem Zügel gibt es nicht.
Wie war es in der Reiterkaserne?
In der Kavallerie waren die Zügel straff. Nur so konnte man bei der Attacke auf den Feind zureiten. Vom Pferd wurde der absolute Gehorsam verlangt. Es war dem Reiter unterworfen.
Wie fühlt das Pferd die Reiterhand bei durchhängendem Zügel?
Selbst bei einem Durchhang des Zügels von 15 cm spürt die Pferdezunge jede kleinste Bewegung der Reiterhand. Man denke an die Westernreiter!
Messungen
Gemessen wurde die Belastung der Zunge bei unterschiedlich durchhängenden Zügeln.
Das Ergebnis ist erstaunlich, um nicht zu sagen erschreckend. Es gibt denjenigen Recht, die für einen kleinen Durchhang, wenigstens der Kandarenzügel, plädieren.
Durchhang der Zügel |
Trense
Belastung der Zunge |
Kandare
Belastung der Zunge |
10 cm |
0,2 kg |
0,47 kg |
5 cm |
0,4 kg |
0,96 kg |
3 cm |
0,7 kg |
1,6 kg |
1 cm |
2 kg |
4,6 kg |
Dem Pferd eine Abstützung bieten?
Es wird immer wieder behauptet, der Reiter müsse mit den Zügeln dem Pferd eine Abstützung bieten. Diese Forderung ist unsinnig, weil sie dem Ideal der Selbsthaltung widerspricht. Auch aus tierärztlicher Sicht darf der Reiter mit seiner Muskelkraft nicht zu einer gewünschten Haltung beitragen. Die Durchblutung der Pferdezunge würde gestört.
Sinn der Zügelhilfen
Wir wollen mit den Händen der Pferdezunge vereinbarte Mitteilungen machen. Nicht mehr, nicht weniger. Ich frage: Weshalb Kilogewichte anwenden, wenn die feinfühlige Pferdezunge die taktile Fähigkeit besitzt, Handzeichen im Grammbereich zu verstehen.Lörke hat gesagt, man soll vom Sattel aus nicht mehr tun als das Notwendige. Wer ihm Recht gibt, wird sich mit geringer Zügelspannung begnügen und besonders bei den Kandarenzügeln auf einen kleinen Durchhang Wert legen. Alle mir bekannten Lörke-Photos zeigen einen kleinen Durchhang der Kandarenzügel.Ich meine, dass Zügelanzüge, die über zwei kg hinausgehen, vom noch nicht abgestumpften Pferd als Strafe empfunden werden. Niemand weiß genau, wo die Schmerzgrenze liegt. Sie zu erkunden ist aber gar nicht nötig.