Der Künstler Fritz Stahlecker

Mein Werdegang als Maler

Als Junge beobachtete ich auf meinem Schulweg die Brauereipferde. Sie hatten es mir angetan, vor allem der Schimmel, den ich in für mich riesigen Dimensionen in Öl auf Leinwand festhielt. Die meisten meiner Bilder aus der Jugendzeit sind verschwunden, aber dieses gehört zu den wenigen, die bis heute erhalten sind.

Ich erinnere mich, dass meine Mutter bei meinem Klassenlehrer erscheinen musste. Es ging um ein Stillleben. Ich hatte Birnen blau und Äpfel lila gemalt. Meine Mutter schob dies auf meine Verträumtheit. Der Empfehlung des Lehrers folgend ging sie mit mir aber doch zum Augenarzt. Dieser konnte die vermutete Farbenblindheit nicht feststellen.

Mein späterer Lehrer im Fach Kunst war der Glasmaler Weidenmann. Er war schon älter und wurde als Hilfslehrer von seinen Kollegen nicht ernst genommen. Von mir aber umso mehr. Er hat meine „blauen Birnen“? als sehr gut der Klasse vorgehalten und an die Wand geheftet. Dies hat mir starken Auftrieb gegeben. Diese Erinnerung ist noch heute in mir lebendig. Weidenmanns Bilder waren ganz der Farbe verschrieben. Die inhaltliche Aussage war ihm nicht wichtig. Heute sehe ich ihn als Gefolgsmann von Hölzel. „Farbflecken gerichtet, an der richtigen Stelle, das ist alles, was willst du mehr?“ – so und ähnlich bekundete er seine malerische Auffassung. Es konnte vorkommen, dass er sich eine Stunde und mehr nur damit befasste, einige Pinselstriche zu Gunsten anderer abzudämpfen. „Die Trompeten darf man nur an wenigen Stellen einsetzen. Um sie herum darf es nicht zu laut sein, wenn sie zur Geltung kommen sollen!“ Ich habe als 15-Jähriger von Weidenmann viel gelernt. Von ihm stammt mein Bildverständnis.

Auch die Kriegsgefangenschaft war für meine künstlerische Entwicklung sehr bedeutsam. Durch glückliche Umstände kam ich in Kontakt mit Oskar Kokoschka, der als Emigrant in England lebte. Er hat mich sehr wirkungsvoll unterstützt. Seinem Einfluss verdanke ich, dass ich als Gefangener zweieinhalb Jahre lang in Ruhe malen konnte. Alles, was ein Maler braucht, wurde mir großzügig zur Verfügung gestellt.

Erst in England erfuhr ich von der modernen Malerei, die in Deutschland unterdrückt und verschwiegen worden war. Von allen Seiten erhielt ich Kunstzeitschriften und Drucke. Kokoschka warnte mich vor dem toten Formalismus, der auch dabei war. In manchem sah ich meine frühen Vorstellungen bestätigt. Dennoch war das, was sich mir in England nun offenbarte, ein unglaublicher Schock.

Ich bin mir und Weidenmann treu geblieben und male, was ich in mir an figürlichen und strukturellen Einfällen finde. Das, was sich wie von selbst als eigene Wirklichkeit in mir einstellt.

In jungen Jahren habe ich viele Selbstportraits gemalt. Das eigene Gesicht und ein Spiegel standen immer zur Verfügung. Es hat mich aber auch gedrängt, weiter von der Wirklichkeit weg zu kommen, um malerisch besser komponieren und fabulieren zu können. Aus diesem Kontrast heraus entstanden die Kopfgebilde. Sie sind nicht im archaischen Sinn abstrakt. Eher könnte man von einer zweiten Konkretheit auf fremder Ebene sprechen.

Anlässlich von Ausstellungen ist ein kleiner Prospekt entstanden: Fritz Stahlecker und seine Malerei – Ausstellung Leinfelden.

 Ausstellungen

Eine Gemeinschaftsausstellung mit anderen Künstlern im Verwaltungsgericht in Stuttgart

vom 10. November bis 12. Dezember 2010

Austellung-Widerspruchlich

München

Vom 7. Mai bis 6. Juni präsentiert die Galerie Kalina im Rahmen der Ausstellung „acht mal acht“ Bilder von Fritz Stahlecker im Kulturzentrum Trudering in München. Die Vernissage findet am 7. Mai um 18 Uhr statt. Näheres unter www.galerie-kalina.de.

Stuttgart/Leinfelden

Vom 20. Mai bis 18. Juni präsentiert der Syrlin Kunstverein E.V. International in der Filderhalle in Leinfelden die Ausstellung „Kunst aus zwei Leben“. Bilder von Fritz Stahlecker und Bruno Witzky:
„Syrlin präsentiert diesmal zwei schon allein durch ihre Lebensgeschichte sehr bemerkenswerte Vertreter der bildenden Kunst. Beide stammen und leben heute wieder in Baden-Württemberg. Beide bevorzugen mehr die formale Komposition als das rein Figurative. Aber beide hatten vor allem auch in sehr frühen Jahren noch das Glück, ja das Privileg aus heutiger Sicht, mit ganz großen Namen der Szene in persönlichen Kontakt zu kommen und sich für ihr weiteres Tun daraus Orientierung zu holen.“
Die festliche Vernissage ist am 20. Mai um 19 Uhr im großen Foyer der Filderhalle (Plakat Vernissage Stuttgart/Leinfelden).